UNSERE 13 VERBLIEBENEN SENDERSTÖRCHE STELLEN SICH VOR
Nr. 8 – ODYSSEUS (mit defektem Sender)
Odysseus schlüpfte 2015 am Ziegeleimuseum in Germersheim-Sondernheim. Drei der vier Jungstörche wurden besendert, Odysseus war der Kleinste des Trios. Alle drei verließen am 31. Juli ihr Schlupfnest.
Auf seiner ersten großen Reise machte Odysseus drei Tage Pause im Kinzigtal, danach 5 Tage am Rand des Kaiserstuhls und zog durch die Schweiz bis in die Ardèche. Also etwas anders als die anderen Südpfälzer. Am 16. August erreichte er Spanien, am 20. Lleida, dort rastete er zwei Wochen, dann ging es weiter bis Almagro, wo er wieder rastete. Am 30. September überquerte er die Meerenge von Gibraltar und erreichte Marokko. Er blieb zunächst wochenlang östlich von El Behara und Akbate und zog Anfang November nach Tiflet um.
Und dann kam etwas bislang Unbekanntes: ein Senderstreik. Wir kannten die Funklöcher ab dem Süden Marokkos in Richtung Senegal, aber dass von einem Storch in Marokko kein Signal mehr kam, war neu.
Er machte zum ersten Mal seinem Namen alle Ehre: das letzte Signal kam am frühen Abend des 9. Dezember 2015 aus der Nähe von Tiflet, das nächste Mal meldete sich sein Sender am 29. Dezember und teilte uns mit, dass sein Träger am 18. nach Kenitra umgezogen war. Am zweiten Weihnachtstag zog er dann nach Tanger um. Ab dem 30. Dezember funktionierte sein Sender wieder so wie erwartet.
Bei und in Tanger blieb Odysseus bis zum späten Nachmittag des 24. Februar 2016, um 17:05 Uhr flog er los und erreichte 22 Minuten später Europa.
Bis Mitte April blieb er an Costa de la Luz, dann zog er gemächlich in den Norden Spaniens, Ende Mai war er in Ebronähe und am Südrand der Pyrenäen, am 1. Juli traf er östlich von Lleida ein, am 28. Juli erreichte er die Mülldeponie von Montoliu de Lleida und stellte bis auf weiteres seine Reisetätigkeit ein. Weiter in den Süden zog es ihn danach nicht mehr.
Nach Monaten zwischen Deponien, Rio Segre, Innenstadt von Lleida und der Umgebung von Lleida zog es ihn am 9. März 2017 in die Heimat, am 17. März übernachtete er im Zoo Basel, am 18. im Tierpark Lange Erlen in Basel, am 20. März zog er bei Karlsruhe Richtung Osten und hatte Rothenburg ob der Tauber als Zwischenziel, dort übernachtete er immer mitten in der Innenstadt auf der St.-Jakobs-Kirche http://rothenburg-evangelisch.de/unsere-kirchen/die-st-jakobs-kirche
Und dann verblüffte er am 24. März alle: er hatte Rothenburg am 23.3. verlassen und traf am Nachmittag des 24. in Bornheim ein – während Herr Dr. Fiedler abends im Storchenzentrum seinen Vortrag über das Besenderungsprojekt hielt saß Odysseus knapp 150 Meter entfernt auf einem Hausdach. Ohne gesehen zu werden zog er zwei Tage später auf der rechten Rheinseite bis in den Raum Frankfurt, von dort für mehrere Tage nach Münster im Kreis Darmstadt, wo er erstmals nach fast zwei Jahren wieder gesichtet und fotografiert werden konnte.
Er machte danach seinem Namen weiter alle Ehre, denn er flog wieder südlich nach Rastatt, Basel, wieder zurück nach Speyer, dann nach Heilbronn, Tübingen und an Pforzheim vorbei wieder nach Speyer. In der zweiten April- und der ersten Maihälfte bewegte er sich mit Ausnahme eines Tagesausflugs nach Worms zwischen Germersheim und Walldorf. Dann wechselte er in die Nähe von Neupotz und Ende Mai entdeckte er die Wässerwiesen an der Queich.
Dort blieb er bis zum 7. August und als es ihn wieder nach Lleida zog, flog er nicht durch die Schweiz, sondern wie die meisten Südpfälzer über Belfort und Besançon. Am 22. August traf er in Narbonne ein und er genoss bis zum 3. September die Verlockungen der Deponie und des Safariparks Réserve Africaine de Sigean. Am späten Nachmittag des 3. September erreichte er Spanien, am 5.9. sein Winterquartier Lleida.
Es folgte ein weiterer Winter mit den für ihn typischen Übernachtungsplätzen: Bäumen am Rio Segre, aber vor allem auf Lampen: an der jetzt nicht mehr existierenden Mautstelle von Lleida, an dem Rasthof bei Lleida oder auch einer Flutlichtlampe im Sportstadion.
Am 3. März 2018 flog er wieder zurück in die Heimat, dieses Mal ohne Umwege, am 8. März traf er am frühen Nachmittag in Knittelsheim ein. Dort verbrachte er einige Tage auf einem leerstehenden Nest und wartete vergeblich auf weibliche Interessentinnen, den Sommer verbrachte er als Junggeselle im Bereich der Queichwiesen. Vor seiner Abreise am 26. August verbrachte er einige Nächte auf einer der Flutlichtlampen des Fußballplatzes von Zeiskam.
Am 31. August erreichte er Spanien und am späten Vormittag des 3. September auf direktem Weg Lleidas Müll.
Am 27. Februar 2019 verließ er Lleida, drehte am Nachmittag des 2. März bei Saint-Alexandre an der Rhône wieder um, um in der Camargue zu übernachten. Am folgenden Tag setzte er den Heimatflug fort und traf am 5. März in Knittelsheim ein. Er baute sein eigenes Nest und war mit einer echten Knittelsheimerin zusammen. Max, wie sie in ihrem Schlupfjahr 2017 getauft wurde, war vermutlich noch nicht geschlechtsreif, denn das Paar blieb ohne Nachwuchs.
Ende Juli 2019 stellte sein Sender die Mitarbeit ein. Am 17. August wurde er von Christian Reis auf einer Lampe am Zeiskamer Sportplatz gesichtet. Den Winter 2019/20 verbrachte er wieder in Nordspanien, denn es kam von der Vogelwarte Radolfzell die Meldung, dass er am 6. März 2020 im Parc Natural dels Aigualmolls de L’Emporda abgelesen wurde.
Am 24. März wurde er in Knittelsheim gesichtet, da war sein Nest schon vergeben und er verbrachte den Sommer wieder als Junggeselle. Er wurde mehrmals im Nest an der Ottersheimer Oldtimerscheune gesehen, aber von dort immer wieder vertrieben.
Am 8. März dieses Jahres wurde er wieder in Knittelsheim gesehen, aber für dieses Jahr hatte er ein anderes Nest als Ziel: er wurde zusammen mit einer vierjährigen Partnerin aus Freimersheim in Ottersheim zum ersten Mal Vater. Die beiden zogen zwei Junge groß.
Daten: Movebank.org
Alle detaillierten Karten zum Leben von Odysseus auf unserer Facebookseite
https://www.facebook.com/155548065207337/posts/1099187127510088/?d=n